Das Gute ist immer und überall


Der Gedanke kam mir, als ich einer CD mit alter Ska/Reggae Musik aus den 60ern lauschte. Zunächst sang jemand über die Vorzüge von „Marijuana in my Brain“ und dass man in England und den Niederlanden frei konsumieren könnte und so weiter. Danach kam etwas mit „Boom Chakala“ und ich erinnerte mich an meine Zeit als Kiffer. „Boom“ kam nach dem Wegziehen der rechten Hand, wenn der Rauch ganz in Lunge fuhr. Das „Chakala“ sortierte ich irgendwelchen sexuellen Tätigkeiten zu, von denen ich bestimmt etwas hören würde. Stattdessen erzählte der Sänger etwas vom Lord, dem zu danken war, weil man nicht nur einen Körper, sondern auch eine Seele hatte.

Dieser Spruch riss mich aus meiner Timeline auf Twitter. Diese war, wie immer, voll von Verschwörungstheorien über WEF, Corona, dem großen Reset und den Kriegen. Meine Blase unterhielt sich über die bösen Kräfte, die alles beherrschen und eine Welt anstrebten, in der die normal Sterblichen durchnummeriert werden, damit die verknappten Ressourcen so verteilt werden, dass der Nutzen für oberen am größten sei.

Ob dieses Vorhaben durch ein kollektives dagegen twittern verhindert werden könnte, war mir nicht klar. Trotzdem las ich sie und freute mich, wenn es dann doch nicht so schlimm kam, wie befürchtet.

Da haben wir also zu einem Körper auch noch eine Seele bekommen und dafür sollten wir dankbar sein. Das war eine Botschaft, die ich so noch gar nicht kannte. Vielleicht sollte ich in Zukunft genauer auf so etwas achten. Nicht immer nur nach Bestätigung der eigenen Meinung suchen, sondern das heraushören, was noch unbekannt ist. Das könnte ich immer und überall machen.

Da war doch was. „Immer und überall“ mit österreichischem Zungenschlag war das Böse, so hieß es doch von der ersten allgemeinen Verunsicherung. Seit den 80ern hatte ich das im Ohr. Wenn nun das Böse, von dem alle posten, immer und überall ist, muss doch das Gute, das man so gerne übersieht, auch immer und überall sein.

Dann könnte ich das Motto „Das Gute ist immer und überall“ kultivieren. Das wäre dann meine Art letzter besonderer Versicherung.

Die Botschaft „Sei froh, dass Du einen Körper mit Seele hast“ kann spirituell und materiell betrachtet werden. Aus spiritueller Sicht ist sie zunächst banal und sieht nach Kirche aus. Dort sollte es um Seele und deren Heil gehen. Aber im Detail ist sie doch anders. Vom christlichen und auch, soweit ich weiß, vom muslimischen Standpunkt aus, bekommt eine Seele einen Körper, lebt ihr Leben und nach dem Tod wird Gericht gehalten. Dann kommt sie in Himmel oder Hölle.

Auch im Hinduismus und Buddhismus steht die Seele als solche im Mittelpunkt. Im einen Fall wird sie verfeinert und optimiert, im anderen Fall soll sie sich möglichst auflösen und kein weiteres Leid verursachen.

Aber, in dieser Botschaft, gibt es ein Du, das zwei Teile, eben Körper und Seele, hat. Dieses Du nehme ich als das Leben, das von Körper und Seele gelebt wird. Der Körper wird bestimmt durch die Genetik, der Ernährung in der Jugend und den gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Die Seele kann dazu passen oder eben auch nicht. So kann es eine friedliche Seele in einem kriegerischen Stamm verschlagen oder umgekehrt. In jedem Fall gibt es in dieser Hinsicht ein spannendes Leben, für das es lohnt dankbar zu sein.

Vom materiellen Standpunkt ist die Seele zwar nur eine Illusion des Körpers, die durch Erfahrung, Erziehung und Umwelt entsteht. Sie ist das Bild, dass das ich sich ständig erzählt. Sie entsteht mit den Gehirnfunktionen und vergeht, wenn es mit dem Körper zu Ende geht. Trotzdem sollte man hier der Evolution danken, denn so ist einem das Dasein nicht gar so langweilig. Man ist eben keine Maschine. Jeder der „sich selbst“ gesucht und gefunden hat, kann das bezeugen.


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