Der Engel sagte zu Maria: „Fürchte Dich nicht“ und vollzog eine unbefleckte Empfängnis. Jedenfalls war so der Glaube der katholischen Kirche. Und dieser Glaube wurde auch mehr oder weniger belächelt. Weil unbefleckt ging doch gar nicht.
Seitdem schwule Paare sich Babys per Leihmutter bestellen können, scheint eine unbefleckte Empfängnis so, wie ursprünglich beschrieben, doch möglich. Dann hätte der Engel eine Zygote gebastelt und der Maria unbefleckt eingepflanzt. Da er die Maria nur einmal besucht hatte, kann die Eizelle nicht von ihr gewesen sein. Damit wäre nicht ein Gen von Maria in Jesus.
Für einen katholischen Christen ist klar, der allmächtige Schöpfer kann so etwas. Aber auch andere, die an gute Engel und böse Dämonen glauben, könnten sich mit der Version anfreunden. Es passierte vor zweitausend Jahren, dass eine unbefleckte Leihmutter einen außergewöhnlichen Sohn in die Welt setzte und ihn zusammen mit ihrem Freund aufzog.
Der junge Mann zog durch die jüdische Provinz, tat Wunder und gewann Anhänger. Das berichten auch nicht christliche Quellen. So verbieten die Römer nach seiner Auferstehung den Raub von Leichen und erwähnen Christen als neue Bewegung aus diesen Provinzen. Der Grieche Paulus schuf dann in Damaskus die eigentliche Religion um diese Geschichte.
Diese Religion betonte das Individuum, das sich eben nicht fürchten soll, eine wahrgenommene Aufgabe zu erfüllen. Weder fürchteten sich Maria und Josef diesen Sohn Gottes aufzuziehen, um ihn dann zu verlieren, noch dieser selber, wo er doch wusste, dass sein Schicksal mit dem Einzug in Jerusalem besiegelt war. Nach diesem Beispiel sollte gelebt werden!
Die Heiligen aus der frühen Zeit der christlichen Religion waren Märtyrer. Sie ließen sich für ihren Glauben an Löwen verfüttern oder auch kopfüber kreuzigen. Die Lorenzkirche in Nürnberg ist dem Märtyrer Lorenz geweiht. Dieser ließ sich fröhlich scherzend bei lebendigem Leib rösten. Deswegen wird er immer mit einem Grill dargestellt.
Die christliche Bewegung verbreitete sich im römischen Reich und wurde Staatsreligion. Später kamen Schutzheilige, Sünden und Ablass, Ritter- und Mönchsorden und die Himmelskönigin Maria hinzu. Vor allem aber kamen Sachen wie „der Zorn Gottes“ und die „Gottesfurcht“ hinzu. Die ursprünglich eher anarchistisch veranlagte Bewegung wurde zum Establishment.
Spätestens als im Winter 2020 die Wärmstube geschlossen und das Obdachlosenfrühstück to-go war, konnte ich das nicht mehr ernst nehmen.
Vielleicht ist es an der Zeit, zurück auf Anfang zu gehen? Die Haupt- und Nebenfiguren in der Weihnachtsgeschichte erfüllten die gottgebenen Aufgaben furchtlos mit Gottes Hilfe. Wer diesem Beispiel nachfolgt, befindet sich auf seiner eigenen Heldenreise mit seinen eigenen, von ihm selbst erkannten und vielleicht auch gottgegebenen Zielen.
Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr muss ich bei diesem Motto an Punkrock denken:
FÜRCHTE. DICH. NICHT.