„Die Mehrheit der Menschen sind keine Spielercharaktere. Sie haben keinen Verstand außerhalb ihrer Programmierung“, erklärte der junge Mann im Video. Es ging um die doofe Mehrheit der Gesellschaft, die nicht hinterfragt. Deswegen ist die Welt so, wie sie nun einmal ist. Der Begriff für diese Menschen ist „NPC“ oder non-player-character.
Bei den Demonstrationen gegen die Impfpflicht fiel der Begriff „Schlafschaf“ für die, die vor dem Fernseher eindösen und alles glauben. Ein Teilnehmer nahm das wörtlich. Er lärmte mit einer großen Kuhglocke und brüllte „Aufwachen!“ den Zuschauern zu. Ich fand das nicht sehr Erfolg versprechend jemanden, den ich von einer neuen Sache überzeugen will, so anzusprechen.
Begriffe bestimmen die Art und Weise, in der Gedanken geformt werden. Sie sind für das Setzen von Denkmustern sehr wichtig. Wenn der Begriff „Neger“ mit Sklave gleichgesetzt wird, verschwinden die schwarzafrikanischen Sklavenhändler und -jäger genauso wie die europäischen Sklaven der griechisch-römischen Zeit. Die Begriffe Schlafschaf und NPC haben ebenfalls solche, vielleicht sogar beabsichtige, Wirkungen.
Wer den anderen als ein Schlafschaf ansieht, sieht sich ebenfalls als Schaf an. Man ist wach und bemerkt, dass der Hirte die Herde zum Schlachthof führt. Wie soll in dieser Begriffswelt weiter gedacht werden? Wenn alle Schafe blökten, hätte der Hirte ein Mitleid und würde sie verschonen, wo sie doch schon verkauft sind? Bestenfalls könnte das wache Schaf es machen, wie das Schwein, das wir auf der Autobahn sahen. Wir überholten einen Lastwagen, der Schweine zum Schlachthof fuhr. Eines, das wache, steckte die Schnauze durch das Gitter hinaus. Es schien die letzte Fahrt zu genießen.
Wer andere als „NPC“ wahrnimmt, wertet zunächst sich selbst auf. Das ist zunächst einmal schön. Er ist ein Mitspieler und weiß wohin die Reise geht. Aber das ist auch schon alles. Die Situation kann aus dieser Perspektive nur geändert werden, wenn man selber die Strippen ziehen würde. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Bestenfalls versucht man den etwaigen Informationsvorsprung Gewinn bringend zu nutzen. Oder man zieht sich in seinen Kaninchenbau zurück und wartet auf das Ende.
Vielleicht komm man mit dem Begriff „Mitmensch“ weiter. Das Objekt, das bezeichnet wird, ist ein Mensch, genau wie man selber einer ist. Er kann lachen, weinen, streiten, wie man selber auch. Man ist mit ihm eine Zeit zusammen in einem Team, Verein, Ort, Haus, Stammtisch oder ähnlichem. Diese Zeit gilt es zu gestalten.
Auch wenn der „Mitmensch“ in vielen seiner Überzeugungen nicht mit mir übereinstimmt, kann ich das akzeptieren und, mit Glück, vielleicht etwas von meinen Überzeugungen überprüfen. Oder auch neue Dinge erfahren, die ich so nie erfahren würde. So verkündete ein Kollege, dass heutzutage gesund sein bedeutet, dass man nicht weiß, welche Krankheit man hat. Wir lachten, als ich entgegnete, dass ich deswegen nicht mehr zu Ärzten gehe.